Daniel
Rothe

Von Deinem Freund und Vater 16.06.2013 um 11:48 Uhr | melden

Mein lieber Sohn,
die Zeit wie jetzt und aber ein Jahr früher, hatte ich Dich geweckt, da wir dein "Moped" (wie Du es an diesem Tag nanntest) zur Durchsicht bringen wollten.
Als Frühstück reichte Dir ein warmer Tee mit Kirsch-Erdbeer-Geschmack (dein Lieblingstee, der als einziger ohne Zucker getrunken wurde). Ich saß am Küchentisch und Du rückwärts stehend angelehnt links vorm Küchenfenster. Im Kino bist Du am Vorabend gewesen und hast mir den Film empfohlen (vor 2 Monatenhabe ich mir den Film besorgt, aber irgendwie ;( traue ich mich nicht ran). Du sagtest auch, dass Du dir wohl bald ein schöneres Motorrad kaufen wolltest oder einen "Cammaro". Beides würde dann aber sehr wenig genutzt hier in Leipzig stehen. Nebenbei schriebst Du noch SMS an Luisa. Deine Papiere und Handy legtest Du dann in das Auto, mit dem ich Dich von der Werkstatt wieder mit nach Hause nehmen sollte. Losgefahren bist Du, als ich die Haustür zugeschlossen habe. Nach 2x abbiegen und dann ca. 4 km Hauptstr. bin ich von der vorher geplanten Strecke abgewichen, da in Stötteritz ein kleiner Stau war. Mich hatte es dann gewundert, dass ich lange alleine an der Werkstatt stand. Nach meinem Anruf bei der 112 mußte ich dann auch allein wieder wegfahren.
Ich sah Dich dann erst wieder im Bett liegend im Krankenhaus, wo du deinen Zivi-Dienst erledigt hattest. (ich muss oft dort lang fahren, wo du dein Auto geparkt hattest; als erster Platz meist am Botanischen Garten).
Du sahst äußerlich so unverletzt aus.
Man sagte uns schon da, dass Du wohl 4-6 Wochen nicht aufwachen würdest. Dass Du uns nach noch nichtmal 4 Wochen ganz verlassen würdest, haben wir bis zum letzten Tag nicht geahnt. Keine Chance mehr ;( ;( ;( ...
Mich erfüllen immer noch so viele Erinnerungen an unsere Zeit. Mit Stolz konnte ich Deine Entwicklung miterleben, in der Du auch manche Welle reingebracht hattest. Uns hat etwas besonderes verbunden. Manchmal habe ich gedacht, dass ich gern so gewesen wäre wie Du; aber dann wäre ich wohl nicht so wie ich jetzt bin.
Ausgerechnet heute früh kam wieder einmal Dein "Wunschlied" von Lim Biskit; meist habe ich dann schnell einen anderen Sender gewählt, aber heute nicht.
Schon immer habe ich beim Hören des Liedes, das Du mir vor ca.10 Jahren am Tag der Beisetzung deiner Oma als solches benannt hattest, gehofft, dass es mal nicht so kommen sollte. Dein "Letzter Wunsch" von vor 10 Jahren ist erfüllt wurden und noch 2 als Zugabe von Deinem besten Freund.
Nachdem nun dieser Tag ein ganzes Jahr her ist werden wohl nicht bloß ich den nächsten markanten Tag lieber aus dem Kalender streichen.
An Deinem "25.Geburtstag" würde ich gern mit Menschen am Abend zusammensein, die Dir am Herzen gelegen haben. Ich hätte dann aber von denjenigen gern mal Rückmeldung, für die Planung.
in Liebe Dein Vater