Daniel
Rothe

Von Deinem Freund und Vater 30.09.2020 um 21:36 Uhr | melden

Hallo mein Sohn,
wie so oft denk ich schon bei bestimmter Musik an dich, was bei meinem Musikkonsum also mehr als 1x am Tag bedeutet. Gestern kam aber eine besondere Rückblicksendung dazu, welche ich vor 2 Wochen aufgenommen hatte und nun bei Umbenennung mit 3 Sterne versehen habe, um sie möglichst nicht zu löschen. Musik aus den 80-ern war das Motto,aber mit Hintergrundkommentaren, die für mich neu waren. Von BAP wurde der Endstehungsgrund für das Lied: Verdamp lang her erklärt:
Verdammt lange her, daß ich fast alles ernst nahm.
Verdammt lange her, daß ich an was geglaubt.
Und dann der Schock, wie es anders auf mich zukam.
Merkwürdig, wie der Hase läuft.
Nicht resigniert, nur reichlich desillusioniert
- Ein bisschen was habe ich kapiert.
Wer alles, wenn es gut läuft, hinter dir her rennt,
Deine Schulter klopft, und dich plötzlich hofiert,
Sich ohne rot zu werden bester Freund nennt
Und dich Tags drauf ganz einfach ignoriert.
Es ist lange her, daß ich vor so etwas ratlos stand
Und vor Enttäuschung echt nicht mehr konnt.
Ich weiß noch, wie ich nur davon geträumt habe,
Nicht wusste wie, und wo ich suchen soll.
Vor lauter Sucherei das Finden glatt versäumt habe
Und überhaupt, was ich wo finden wollte.
Ein Kopf voll Nichts, nur die paar instinktiven Tricks
- Es dauert lange, bis du dich durchblickst.
Das war die Zeit, wo ich noch nicht das Pech hatt,
Noch nicht einmal das, ich hatt sie nicht einmal satt.
Hier war John Steinbeck, da stand Joseph Conrad.
Dazwischen ich – nur relativ schachmatt.
Es ist ein paar Jahre her, doch die Erinnerung fällt nicht schwer.
Heute kommt es mir vor, als wenn es gestern wäre.
Verdammt lang her, verdammt lang, verdammt lang her.
Verdammt lang her, verdammt lang, verdammt lang her.
Fragst mich, wann ich zuletzt ein Bild gemalt habe,
Ob mir ein Lied tatsächlich jetzt genügt,
Ob ich jetzt da bin, wo ich hingewollt habe,
Ob mir meine Farbe auf diese Tour nicht vertrocknet.
Ich glaube, ich weiß, ob du nun laut malst oder leise.
Es kommt nur drauf an, daß du es tust.
Verdammt lang her, verdammt lang, verdammt lang her.
Verdammt lang her, verdammt lang, verdammt lang her.
Verdammt lange her, daß ich bei dir am Grab war.
Verdammt lange her, daß wir gesprochen haben,
Und daß vom einen auch etwas beim anderen ankam,
So lange, daß ich mich kaum erinnern kann.
Hast fest geglaubt, daß wer im Himmel auf dich wartet.
"Ich gönne es dir", habe ich gesagt.
- - - - - - - - - - - -
Es war ursprünglich nur gedacht als kleines Lied an seinen Vater, den er am Grab besucht und nun merkt, dass er viel zu wenig mit ihm geredet hat und auch gern mehr von ihm gewußt hätte.
Es ist ja nicht so, das wir zu wenig miteinander geredet hätten nur der Punkt eben, dass wir halt erbarmungslos auseinander gerissen wurden ohne Alternative. Wie gern würde ich dich einfach so mal anrufen, oder oder dich und Frau und Kind besuchen. Dass wir mit Luisa immer mal Kontakt haben ist nur ein kleiner Trost. Ebenso wie der Kontakt mit Toni.
Na ja; jedenfalls ging die Sendung dann noch weiter und es kam der Titel: The Lion sleeps tonight der mich nun immer wieder an unseren Kenia-Urlaub erinnert, als du Solo-tanzend, gut gelaunt vor Beginn der Abendveranstaltung, um den Pool gedreht bist. Deine Lebensfreude sprudelte nur so aus dir heraus. Dass der Titel schon in den 30-er Jahren seinen Ursprung hatte und sich immer wieder neue Bands daran versuchten, wurde immer nebensächlicher, da mir immer mehr die Tränen flossen. Zum Glück war mit dem Ende dieses Liedes dann auch die Aufnahme abruppt zu Ende und es gab nur noch schwarz-weiss-Text auf dem Bildschirm. Die Uhr zeigte etwa 01 Uhr an und ich ging ins Bett, ohne lange Zeit nicht in den Schlaf zu finden. Halb 6 kam der Ruf "Frühstück" aus der Küche und ich folgte leicht gekatert dem Ruf. Conny geht nun noch 113 Arbeitstage absolvieren und freut sich schon auf ihren "Ruhestand". Für mich sind es aus heutiger Sicht noch genau 27 Monate, da ich mit dem "Danke" von verschiedenen Kunden glücklicher bin nach erfolgreicher Arbeit, als mit den manchmal unlogischen Anweisungen vom Arbeitgeber.
Wir denken an dich