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Von Deinem Freund und Vater 14.07.2016 um 21:10 Uhr | melden
Hallo Daniel,
für mich ist es nicht wirklich ein Bedürfnis gewesen die letzte Gedenkkerze anlässlich des Todestages zu schreiben. Es sollte ähnlich sein wie bei meiner Mutter, wo ich immer wenn ich kann, anlässlich ihres Geburtstages auf dem Südfriedhof am Völkerschlachtdenkmal mit Conny (kannte leider meine Mutter nicht) einen Spaziergang mache und ihre letzte Ruhestätte besuche. Die Geburt ist etwas erfreuliches, aber der Todestag dagegen nicht. Ich denke mal, dass es da anderen auch so geht.
Bei Dir ist es nun sowieso etwas Besonderes. Es entspricht nicht der normalen Folge im Leben, dass ein Vater seinen Sohn zu Grabe bringen muss. Ich hätte, wenn ich gekonnt, lieber mit Dir getauscht, da das Ertragen der Folgen nun wohl bis zu meinem "Ende" mich nicht loslassen wird. Vielleicht wird man bei mir mal sagen, dass er jetzt endlich dort ist, wo auch sein Sohn schon hingegangen ist.
Versteckt in dieser Gedenkkerze möchte ich mich aber auch bedanken für die Anteilnahme von „eine Mutter“. Es tat mir gut die kurzen Zeilen von jemand für mich unbekannten zu lesen.
Natürlich ist die Gedenkseite aus meiner Sicht dafür gedacht hier Gedanken und Erinnerungen niederzuschreiben als Ersatz für ein persönliches Gespräch mit Dir. Ich bin froh, dass meine Tochter für ihren Bruder dieses virtuelle Tagebuch eingerichtet hat und sehe bzw. merke, dass ich irgendwie mit Luisa kommuniziere wie zum Beispiel, dass sie sich bestimmt wieder meldet, weil wir im August jetzt Deinen 28. Geburtstag nachfeiern möchten. Letztes oder vorletztes Jahr hatte das leider nicht in dem Rahmen mit „besten Freunden“ geklappt. Immerhin hatte auch mein Schwiegersohn schon zu mir gesagt, dass er durch das Lesen von meinen „Gedenkkerzen“ mehr interessantes aus deinem Leben erfährt und Du dadurch „lebendig“ bleibst.
Natürlich werde ich weiter schreiben, aber es gibt da auch Sachen, die irgendwie als Geheimnis bleiben sollten, welche nicht hierher gehören über Gesprächsabende wo es hieß: „sag die Wahrheit“. Solche Abende haben uns wohl zusammengeschweißt und das gehörte zu den Dingen, welche ich realisiert habe mit meiner Vorgabe: ich will mich meinen Kindern gegenüber so verhalten, wie ich es mir von meinem Vater gewünscht hätte. Eine Nebenwirkung, die ich nicht geplant hatte war dann auch, in was für einer Anrede wir kommunizierten. Durch die 4-malige Betreuung bei Klassenfahrten vom Gymnasium ergab es sich, wie ich von Deinen Mitschülern angesprochen werden sollte. Und da war mir „Herr Rothe“ zu förmlich und eigentlich wollte das auch keiner von Deinen Mitschüler. Aber die Lehrerin musste bei „Frau Pieske“ bleiben. Du wolltest mich aber nicht als einziger mit: Vati, Vater, Paps oder Dad ansprechen und unserem Verhältnis tat das keinen Abbruch. Nur nach der ersten Klassenfahrt war Deine Mutter entsetzt darüber, wenn Du mich mit dem Vornamen angesprochen hast. Immerhin hatte ich nach der ersten Klassenfahrt die Mehrheit der Schüler so weit hinter mir, dass ich auch eine 2., 3. und 4. Begleiten durfte. Eine 5. Fahrt gab es dann ja nicht mehr. Es war aber damals immer wieder interessant, was hauptsächlich die 2 Mitschülerinnen betraf, welche sich mit mir über Dich unterhalten wollten (teils erfolgreich :)).
Sehr oft hatte ich aber die erste Zeit hier am PC gesessen und meine kurzen Texte an Dich nicht abgeschickt, weil man tiefe Trauer schwer beschreiben kann. Mittlerweile sind die Texte seltener, aber manchmal sehr lang geworden, aber immerhin einmal im Monat. Als ich 1988 für ¼ Jahr nochmal zum Armeedienst musste und Du schon unterwegs warst, hatte ich in den 90 Tagen Dienst in Halle über 80 Briefe an deine Mutter nach Leipzig geschrieben und meistens war es mindestens eine DIN A4-Seite. Die immerhin ca. 20 Antwortbriefe liegen noch an einem mir bekannten Ort und wären hier ein mehrere Seiten füllendes Thema allein. Die von mir geschriebenen gibt es nicht mehr.
Ich vermisse Dich