Claudia Narkus

Claudia
Narkus

16.08.1986
Potsdam
-
04.06.2018
Potsdam

Stimmungsbild-Claudia-Narkus-3

Gedenkseite für Claudia Narkus

Die Gedenkseite für Claudia Narkus wurde am 10.06.2018 von Sebastian erstellt

„Ich denke, die traurigsten Menschen geben sich immer die größte Mühe, Menschen glücklich zu machen. Weil sie wissen wie es ist, sich absolut wertlos zu fühlen. Und weil sie nicht möchten, dass sich irgendjemand so fühlt.“ - Robin Williams

Claudia Narkus wurde im Sommer am 16. August 1986 in Potsdam geboren und starb am 04. Juni 2018 mit 31 Jahren in Potsdam. Sie wurde im Tierkreiszeichen Löwe geboren.

Meine liebe Schwester,

es ist mir unmöglich, Worte zu formulieren, die Dir gerecht werden könnten. Du warst eine unfassbar starke Kämpferin, eine Überlebenskünstlerin. Bereits in jungen Jahren hast Du Dich dazu entschlossen, die Straßen Berlins unsicher zu machen. Sie sollten Zeit Deines Lebens Dein Zuhause sein. Schon als Kind warst Du musikalisch, intelligent und sportlich begabt. Als Leichtathletin und Handballerin konntest Du brillieren. Auch das Zeichnen hatte Dir Freude gemacht. Als Kinder spielten wir unzählige Stunden "Tony Hawk" und "Donkey Kong Country", fuhren Fahrrad, Inlineskates, Skateboard und spielten Fußball zusammen. Hatten wir Stubenarrest und waren allein, veranstalteten wir unsere Meisterschaft im Kinderzimmerfußball. So wurden Bett und Schreibtisch zu Toren und wir hatten unendlich viel Spaß dabei. Doch in Dir herrschte ein unstillbarer Drang nach Freiheit, nach einem Leben außerhalb aller Grenzen. Vier Wände und ein ruhiger Heimatort waren für Dich stets eine Art Gefängnis. Du wolltest raus in die weite Welt, Deine Spuren hinterlassen. Berlin war direkt um die Ecke und die Anziehungskraft für Dich war zu groß.

Du bist als Punk immer Deinen eigenen Weg gegangen, hast gefroren, gebangt, Ängste durchlebt, gekämpft und oft gesiegt. Dein Wille ist für mich legendär und eine Inspiration. Lebenslustig, temperamentvoll und immer voller Gefühl - das warst Du. Stets hast Du Dich um andere gekümmert und warst um die Gesundheit anderer besorgt. Dass Du am meisten gesundheitlich gelitten hattest, hast Du zu verstecken versucht. Einmal warst Du in einen U-Bahn-Schacht gestürzt und hattest Dir Dein Sprunggelenk gebrochen. Noch Jahre danach trugst Du die Metallschienen im Bein, statt sie entfernen zu lassen. Immer hattest Du lieber gefragt, wie es anderen ergeht. Du warst Dir selbst leider nie genug. Trotz Deiner Armut hast Du mich selbstlos finanziell unterstützt, wenn es auch bei mir düster aussah. Und dass, obwohl Du selbst nichts hattest. Deine Kreativität und musikalische Gabe machten Dich zu einem wahrhaft lebendigen Wesen, voller Lebensgeister. Dazu warst Du eine großartige Schwester, die mir immer das Gefühl gegeben hat, etwas besonderes zu sein. Kein anderer Mensch hat mir derart gezeigt, dass ich einen Wert habe. Du warst stolz auf mich und dass ich auch stolz auf Dich war, das konnte ich Dir am Ende Deines Lebens glücklicherweise noch mitteilen. Stolz darauf, dass Du trotz der Hölle, die wir als Kinder erlebten und obwohl Du Dich für einen schwierigen Lebensweg entschieden hast, immer für Dich, Deine Freunde und Deine Familie eingestanden bist. Du hast schnell verziehen, viel Liebe geschenkt und Dich aufgeopfert. Das wurde zu oft ausgenutzt.

Du hattest nicht viel Glück in Deinem viel zu kurzen Leben. Nur sehr wenige haben Dich so genommen, wie Du warst. So warst Du größtenteils rastlos, konntest nie einen sicheren Hafen für Dich finden. Deine Gitarre und Dein Hund waren treue Begleiter auf Deinen Reisen. Mit Dir selbst konntest Du nicht leben, darum hast Du immer die Gesellschaft anderer Menschen gesucht. Du hast Deinen Wert von anderen abhängig gemacht und das konnte Dich einfach nicht glücklich machen. Dein bester Freund Dave, der Dir mehr als eine Dekade zur Seite stand, war ein wichtiger Rückzugsort für Dich auf Deiner ruhelosen Odyssee. Er hat Dir dann Sicherheit, Akzeptanz und Rückhalt gegeben, wenn andere Dich ablehnten. Dafür möchte ich mich bei ihm bedanken. Er hat mehr geleistet, als alle Deine Geschwister, mich inbegriffen, zusammen.

Als Dein Bruder war ich alles andere als toll. Oft hat es zwischen uns gekracht und wenn, dann richtig. Stur waren wir beide, doch Du hast mit dem Herzen argumentiert, ich oft nur mit dem Kopf. Aber hinterher haben wir uns immer vertragen, standen zueinander. Es tut mir leid, dass ich Dir nur selten die lieben Worte gesagt habe, die Du verdient hattest. Mit dem Alter fiel es mir leichter. Ich war Dir viel zu lange böse, dass Du die Familie und mich bereits als Teenager verlassen hast, um Dein eigenes, aufregendes Leben in Berlin zu führen. Du warst so nah und doch so fern. Als Kind hatte ich Todesangst, dass Dir etwas zustoßen könnte. Mit dieser Angst war ich oftmals auch auf mich allein gestellt. In so jungen Jahren musste ich immer mit dem Gedanken leben, dass ich Dich nie wieder sehen könnte. Deine Entscheidung konnte ich irgendwann verzeihen und respektieren. Dabei wünschte ich, dass ich das früher getan hätte.

In Dir tobte ein Kampf aus Unsicherheit und Stärke. Du wolltest anecken, provozieren und gleichzeitig wolltest Du nur Zusammenhalt, Harmonie und keine Ablehnung erfahren. Familie war Dir sehr wichtig. Du hast stets versucht, alles irgendwie zusammenzuhalten und trotzdem wolltest Du auch Deinen eigenen Weg gehen. Diesen Widerspruch haben nur die wenigsten einordnen können, noch weniger Menschen gingen richtig auf Dich ein. Dennoch bliebst Du tapfer und hast trotz so vieler Rück- und Schicksalsschläge weitergemacht, bis Deine Kraft irgendwann aufgebracht war. Einfach so, ohne Ankündigung, hast Du uns verlassen. Das erscheint umso tragischer, da Du gerade erst versucht hattest, Dein Leben und Deine Gesundheit wieder in die richtige Bahn zu lenken. Dein Wille war groß, aber Dein Körper konnte nicht erneut alle Kräfte mobilisieren. Das ist unfair und macht mich bitterlich traurig. Damit endet ein turbulentes Leben, aber auch eine ewige, anstrengende Suche nach Deinem Platz auf dieser Welt. Nach so vielen Jahren voller Angst, Trauer und des Kampfes hast Du Dir Deinen Frieden mehr als verdient. Es war eine zu lange Zeit für Deine traurigen Erfahrungen und gleichzeitig viel zu wenig Zeit, denn Du warst noch verdammt jung und hättest noch ein Recht darauf gehabt, glücklich werden zu dürfen. Die ewige Ruhe sei Dir nun aber mehr als gegönnt. Böse bin ich Dir trotzdem, dass Du einfach so fort bist. Ich hätte gerne viel mehr mit Dir geteilt. Von Deiner Spontanität und Lebendigkeit hätte ich so gerne noch mehr erlebt und gelernt. Bis heute konnte ich mir diese Talente nicht von Dir abschauen. In dieser Hinsicht warst Du ein unerreichbares Vorbild und verdienst meinen unendlichen Respekt. Stark und schön warst Du, wie ein Leopard. Ein Tier, das Du verehrt hast. Dazu warst Du ein wildes Mädel, eine Naturgewalt. Nicht umsonst warst Du auch als Mogli bekannt. Ein Spitzname, den Du Dir damals sehr passend ausgewählt hattest.

Du hinterlässt ein riesiges Loch in meinem Herzen. Stets hast Du mir Liebe, Respekt und Wärme entgegengebracht. Dafür bin ich Dir unendlich dankbar. Du warst mit so wenig zufrieden. Trotz aller meiner Fehler hast Du mich so genommen, wie ich war. Mehr noch: Du hast zu mir aufgesehen, mich in den Himmel gehoben, obwohl nur Du dort hingehörtest und ich nicht der tolle Bruder war, den Du in mir gesehen hast. Ich hätte mehr zu Dir aufschauen sollen. Vielleicht kann ich es jetzt, wenn ich in die Sterne blicke.

Ich erinnere mich noch gut an den einen Abend in Berlin, wo Du in der U-Bahn Gitarre gespielt und gesungen hast. Du liefst mit einem Selbstbewusstsein durch die Bahn, das ich gar nicht fassen konnte. Die Passagiere gaben sogar Applaus und was hast Du getan? Anstatt diese Anerkennung zu genießen, hast Du nur voller Inbrunst und Stolz verkündet, dass ich Dein Bruder bin. Dabei hatte ich genau gar nichts geleistet. Du hattest ein kleines Lächeln auf die Lippen dieser Menschen durch Deine Musik gezaubert. Ich saß doch nur auf meinem Platz und beobachtete fasziniert das Spektakel. Später hast Du mir erzählt, dass Du immer etwas Lampenfieber hattest, dass Dir solche Aktionen alles andere als leicht fielen. Dennoch bist Du tagtäglich auf fremde Menschen zugegangen, hast jedem, den Du angesprochen hast, hinterher einen schönen Tag gewünscht, selbst dann, wenn Du nur schief angeschaut wurdest oder auf Ablehnung gestoßen bist. Deine seelischen Narben hast Du immer verdeckt, um nach außen stark und selbstbewusst zu wirken. Das muss ein ungeheurer Kampf gewesen sein. Deine Stärke war bewundernswert. Dazu trugst Du Dein Herz auf der Zunge. Du hast immer mit offenen Karten gespielt. Ich kenne keinen anderen Menschen, der so ehrlich und direkt war, wie Du. Nie hast Du Dir etwas aus Tratsch oder Hinterhältigkeiten gemacht, was Du dachtest und fühltest, hast Du immer geäußert. Manchmal glaubte ich, Dich darin bremsen zu müssen, doch Du hast absolut richtig gehandelt. Niemand kann behaupten, dass er nicht wusste, woran er bei Dir war.

Du hattest Dir immer gewünscht, dass wir zusammen Gitarre spielen. Diesen Wunsch habe ich Dir nie erfüllt, da ich mich geschämt hatte und von meinen musikalischen Talenten nicht überzeugt war. Mir fehlte die Liebe, die Du in die Musik gesteckt hast. Doch Du warst so stolz, dass auch ich irgendwann die Leidenschaft für die Gitarre entdeckt hatte. Es tut mir leid, dass wir nie zusammen gespielt haben. Bis wir uns wiedersehen, musst Du alleine musizieren. Stell das Bier kalt und den Verstärker auf 11. Eines Tages schließe ich mich Dir an und wir rocken alles weg.

Egal wo Du jetzt bist, ich wünsche Dir Frieden und die Sicherheit, die Dir in Deinem Leben nicht gegeben waren. Du hast Akzeptanz, Liebe und Wärme verdient. In Deinem viel zu kurzen Leben auf dieser Erdkugel hast Du Dich verschwendet, so vielen Menschen und Tieren geholfen und nicht auf Dich selbst geachtet. Nichts hast Du gehabt und immer alles gegeben. Leider hast Du nie verstanden, was für ein wundervoller Mensch Du selbst warst. Du hast Dich selbst gehasst, wo Du doch so liebenswert warst. Jeder vermeintliche Fehler, jede Kritik sind Dir ans Herz gegangen und haben Dich zutiefst verunsichert. Diese Eigenschaft teilen wir beide und ich erkenne Dich in so vielen Facetten an mir wieder. Schon alleine deshalb bist Du unsterblich in mir verankert. Dafür bin ich dankbar. Dein Selbstbewusstsein wurde bereits im Kindesalter unwiederbringlich zerstört, Du hast es durch Kraft, Willen, Mut und Temperament ersetzt. Das machte Dich einzigartig. Du hattest Deine Träume und sie bei jeder Gelegenheit ergriffen. Eine Fähigkeit, die mir völlig fehlt.

Wenn ich etwas von Dir gelernt habe, dann die Tatsache, dass man leben muss und das laut und herzlich. Ein leises Stimmchen verhallt schnell. Deine Stimme reicht bis in die Ewigkeit. Du hast Deine Spuren auf dieser Erde hinterlassen und das eindrucksvoll.


Ich liebe Dich und werde Dich nie vergessen. Nie können meine Worte Dir gerecht werden. Eines Tages, so hoffe ich, werde ich Dich wiedersehen.

In ewiger Trauer,
Dein kleiner Bruder

Sebastian

*******

"Also los, rein ins erste Haus
Mensch, wie das hier verfällt
Wir haben unsere Träume
Und das ist wichtiger als Geld
Wir wollen zusammen leben
Und nicht in nem Schließfach
Das nen Wohnklo hat
Wir werden renovieren
Es ist Abend in der Stadt!

Was passiert da draußen?
Polizei marschiert
Der Oberbulle ließt ´ne Erklärung vor
Die Politiker haben das geschmiert
Die Politiker vertreten die Spekulanten
Und lügen dabei glatt
Wenn das Recht ist und Gesetzt
Ja dann scheiß ich drauf
Es ist Abend in der Stadt"

- AufBruch


"My my, hey hey
Rock and roll is here to stay
Its better to burn out
Than to fade away
My my, hey hey.

Hey hey, my my
Rock and roll can never die
Theres more to the picture
Than meets the eye.
Hey hey, my my."

- Neil Young

Geschenk Am 12.06.2018 von Franziska angelegt.
Geschenk Am 11.06.2018 von Gedenkseiten.de angelegt.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenk platzierenKlicken Sie mit der linken Maustaste auf ein leeres Feld um an dieser Stelle ein Geschenk zu platzieren.
Geschenke anzeigen
Geschenk wählen
Wählen Sie ein Geschenk

Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Claudia Narkus. Veredeln Sie jetzt für 2,99 Euro diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.