Christiane Kunze

Christiane
Kunze

11.03.1967
Alsdorf
-
02.03.2012
Aachen

Stimmungsbild-Christiane-Kunze-2
ZurückAus dem Kondolenzbuch: Es tut mir so leid und unendlich weh.....

von Uwe S am 25.10.2012 - 02:29 Uhr | melden

Ich möchte meine Erinnerungen an dich mit deiner Familie und Freunden teilen.
Wir haben so viele Gemeinsamkeiten und Paralelen im Leben gehabt, obwohl jeder von
uns doch einen ganz anderen Weg gegangen ist. Ich möchte aber zuerst von dem Weg schreiben den Chris und ich als Kinder gemeinsam gegangen sind. Wir sind fast gleichaltrig,
wir besuchten die selbe Schule, wir wuchsen in der selben Stadt und der selben Straße auf. Wir spielten als Kinder gemeinsam draußen, und in unserer Jugendzeit trafen wir uns gelegendlich im Baracuda in Alsdorf. Ja gut gelaunt warst du immer und es gab immer Freude wenn du in der Nähe warst. ......................................... Jetzt verstreichen ganz schnell fast 25 Jahre, ich habe lange kein Lebenszeichen von dir bekommen, doch oft an dich gedacht. Durch Zufall fand ich dich wieder durch werKenntwen, wir schrieben uns gegenseitig was wir gerade so machen. Richtig austauschen konnten wir uns nicht mehr, denn es geschahen schlimme Ereignisse die leider kein gutes Ende genommen haben.

Ich bin erschrocken und etwas geschockt, jetzt zu wissen und zu erfahren das ich mit dir kein Gedankenaustausch mehr führen kann, da du nicht mehr unter uns weilst. Obwohl wie gesagt die 25 Jahre die wir uns aus den Augen verloren hatten jeder seinen eigenen Weg ging und jeder sein eigenes Leben lebte, stelle ich zu meinem Erstaunen fest wie ähnlich doch unser Leben verlief, nur hatte ich etwas mehr Glück gehabt als du.
Unter meinem Gewicht litt ich wie du auch bereits von Kind auf an. Auch ich wollte irgenwann so gewichtig nicht mehr weiter leben, mein Wunsch war auch "ein ganz normales Leben", leben. Mit meiner Tochter und meinem Sohn rumtollen, mit meiner Frau Freizeitaktivitäten verbringen, Freude und Spaß haben, doch endete der Spaß in Freizeitparks mit meiner Familie auch als Aufpasser auf Kinderwagen und Gepäck. Das Leben war als fast 200 kg Mann einfach nicht mehr lebenswert. Es drehte sich zum Schluß meiner Höchstgewichtzeit auch nur noch alles darum, ein einfaches normales Leben zu führen. Ich kämpfte wie du über Jahre für eine Magenverkleinerung. Ich hatte nicht mehr viel Zeit damals weil ich gesundheitlich immer mehr abgebaut hatte. Ich zog gegen meine damalige Krankenkasse vor Gericht und erkämpfte für alle Adipositas Kranken das Recht auf Chirurgische Eingriffe zu Behandlung der Adipositas. Mein Streit mit der Krankenkasse lief, ich ließ mich als SELBSTZAHLER operieren, und gewann dann im Nachinein den Kampf vor Gericht, ich bekam dann nachtäglich die Kosten erstattet. Ich bekam den Magen als Gastroplastik umoperiert, [Schlauchmagen] , die OP war hart, Schmerzen, und Angst waren auch meine stätigen Begleiter. Sechs Wochen vor meinem Eingriff starb im selben Krankenhaus, (Osnabrück) ein Leidensgenosse auch durch Komplikationen nach der OP.
Mein Leidensdruck war so groß das ich das Risiko bei oder postoperativ zu sterben in Kauf genommen habe. Jemand der das nicht selbst erlebt hat kann es kaum nachfühlen, mit welchen Gedanken man ins Krankenhaus geht, ich hatte ein großes Risiko, darum versuchte ich in meinem engstem Umfeld mir erinnerungen an mich zu schaffen, ich hatte den Wunsch das meine Kinder die doch noch sehr klein waren (6 und 4 1/2 Jahre) wenn ich den Eingriff nicht überlebe eine Erinnerung an mich hatten. Ich vergsse den Abschied nicht von meinen lieben einen Tag vor der OP. Und die Gedanken die mich bis in den OP begleiteten. Ich hatte Glück, ich überstand zwar die OP, und nahm auch viel ab und fand zurück ins normale Leben. Doch mit der Abnahme des Gewichtes hing überall nur noch die Haut, und als ich im Grunde dabei war meine Zeit der Adipositas durch eine Wiederherstellungsoperation hinter mich zu lassen, wäre ich postoperativ fast an einer Lungenembolie gestorben. Das ich noch lebe ist ein Wunder. Ich schreibe das alles um aussenstehenden deutlich zu machen was ein Mensch leidet wenn er morbid adipös ist. Auch ich war sehr aktiv und angagiert in Foren in denen es rund um Adipositas und Operationen ging. www.magenband.ch war mein Lieblingsforum.
Wenn ich so nach weiteren Paralelen suche fallen mir auf, daß auch meine Tochter als Säugling periodische Atmung hatte, sehr lange elektronisch überwacht wurde, wir oft auf Intensivstationen mit ihr waren, die ersten 1 1/2 Jahre waren sehr schwer. Und als ich die Videos hier sah glaubte ich meinen Augen nicht, ich sah euch auf Borkum, auch meine Kinder und ich waren auf Borkum und machten Kururlaub, das war vor fünf Jahren. Jetzt sind meine Kinder erwachsen und ich bin dankbar das auch ich wie Chris tolle Kinder habe und eine liebe Ehefrau. Ich habe durch den Eingriff fast 90 kg verloren. Mir geht es heute soweit gut, daß Chris es nicht geschaft hat wirft in mir auch Fragen auf, warum? Mir tut ihre Familie, ihr Sohn und ihre Geschwister so leid und ich wünsche euch allen viel Kraft bis ihr soweit seit das ihr den Verlust aktzeptieren könnt. Ich spreche da auch aus eigener Erfahrung denn auch ich habe meinen Bruder damals mit 46 Jahren durch den Tod verloren. Das vermissen und der Verlust wird ewig bleiben, was alles mit der Zeit etwas leichter macht ist die Aktzeptanz. In Gedenken an Chris schrieb ich diese vielen Zeilen, denn ich will das Chris für immer in unseren Erinnerungen soll bleiben, auch in meinen!

Uwe

Uwe S
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