Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Christian Trox. Veredeln Sie jetzt für 2,99 Euro diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.
von Ramona Schroeder am 02.09.2015 - 09:20 Uhr | melden
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Ich ließ meinen Engel
lange nicht los
und er verarmte in
meinen
Armen
und wurde klein und ich
wurde groß
und auf einmal war ich
das Erbarmen
und er eine zitternde
Bitte bloß.
Da hab ich ihm seinen
Himmel gegeben -
und er ließ mir das
Nahe,
daraus er entschwand;
er lernte das Schweben,
ich lernte das Leben
und wir haben langsam
einander erkannt ...
Seit mich mein Engel
nicht mehr bewacht,
kann er frei seine
Flügel
entfalten
und die Stille der
Sterne
durchspalten -
denn er muß meiner
einsamen Nacht
nicht mehr die
ängstlichen Hände
halten -
seit mein Engel mich
nicht mehr bewacht.
Hat auch mein Engel
keine
Pflicht mehr,
seit ihn mein strenger
Tag vertrieb,
oft senkt er sehnend
sein
Gesicht her
und hat die Himmel nicht
mehr lieb.
Er möchte wieder aus
armen Tagen
über die Wälder
rauschender Regen
meine blasen Gebete
tragen
in die Heimat der
Cherubim.
Dorthin trug er mein
frühes Weinen
und Gedanken und meine
kleinen
Leiden wuchsen dort zu
Hainen,
welche flüstern über
ihm ...
Wenn ich einmal im
Lebensland,
im Gelärme von Markt und
Messe -
meine Kindheit erblühte
Blässe:
meinen ernsten Engel
vergesse -
seine Güte und sein
Gewand,
die betenden Hände, die
segende Hand -
in meinen heimlichsten
Träumen behalten
werde ich immer das
Flügelfalten
das wie eine weiße
Zypresse
hinter ihm stand ...
Seine Hände blieben wie
blinde
Vögel, die, um die Sonne
betrogen,
wenn andere über die
Wogen
zu den währenden Lenzen
zogen,
in der leeren,
entlaubten
Linde
wehren müssen dem
Winterwinde.
Auf seinen Wangen war
die
Scham
der Bräute, die über der
Seele Schrecken
dunkle Purpurdecken
breiten dem Bräutigam.
Und in den Augen lag
Glanz von dem ersten
Tage -
aber weit über allem war
ragend das tragende
Flügelpaar ...
Um die vielen Madonnen
sind
viele ewige Engelknaben,
die Verheißung und
Heimat
haben
in dem Garten, wo Gott
beginnt.
Und sie ragen alle nach
Rang
und sie tragen die
goldenen Geigen
und die Schönsten dürfen
nie schweigen:
ihre Seelen sind aus
Gesang.
Immer wieder müssen sie
klingen alle die dunklen
Chorale,
die sie klagen
vieltausend Male;
Gott stieg nieder aus
seinem Strahle
und du warst die schöne
Schale
Seiner Sehnungsucht,
Madonna Marie.
Aber oft in der
Dämmerung
wird die Mutter müder
und
müder -
und dann flüstern die
Engelbrüder
und sie jubeln sie
wieder
jung.
Und sie winken mit den
weißen
Flügeln festlich im
Hallenhofe
und sie heben aus den
heißen
Herzen höher die
Strophe:
Alle, die in Schönheit
gehn,
werden in Schönheit
auferstehn.