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Von in Liebe 23.05.2015 um 14:18 Uhr | melden
Zwei Worte
Zu früh, zu spät – zwei Worte, welche eigen
dem Menschenleben, auch dem deinen, sind.
Du siehst, daß dir die Stunden schnell verstreichen
und daß mit ihnen deine Zeit verrinnt.
Du ahnst den Irrtum nicht, an dem du leidest;
du hast ja Zeit, du hast unendlich Zeit,
und wenn du dich in ihr zu früh entscheidest,
entscheidest du für deine Ewigkeit
Es war zu früh, als du die Rechnung schlossest
und in das Defizit den Himmel warfst,
zu früh, als du begeistert überflossest
für Zwecke, denen du nicht dienen darfst.
Es war zu früh; du warst nicht reif zum Denken,
als du deinZiel nur an das Grab gestellt,
denn du verstandest noch nicht, dich in die Gruft zu senken,
um aufzustehn schon hier in dieser Welt.
Es war zu spät, als plötzlich du erkanntest,
daß du vielleicht, vielleicht nicht recht getan,
zu spät, als du dich halb, nur halb ermanntest,
denn das »Vielleicht« hielt dich auf falscher Bahn.
Es war zu spät; du hattest dich entschieden
und lebtest also nicht mehr in der Zeit.
Zwar warst und bist du immer noch hienieden,
doch war’s schon Tod und ist schon Ewigkeit.
Karl Friedrich May
1842 - 1912
http://www.aphorismen.de/gedicht/204238
Was immer bleibt, ist die Liebe zu dir.