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Von in Liebe 02.01.2015 um 11:15 Uhr | melden
Epiphaniasfest
Die heil’gen drei König’ mit ihrem Stern,
Sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern;
Sie essen gern, sie trinken gern,
Sie essen, trinken und bezahlen nicht gern.
Die heil’gen drei König sind gekommen allhier,
Es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
Und wenn zu dreien der vierte wär’,
So wär’ ein heil’ger drei König mehr.
Ich erster bin der weiß’ und auch der schön’,
Bei Tage solltet ihr mich erst sehn!
Doch ach, mit allen Spezerein
Werd’ ich sein Tag kein Mädchen mir erfreun.
Ich aber bin der braun’ und bin der lang’,
Bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.
Ich bringe Gold statt Spezerein,
Da werd’ ich überall willkommen sein.
Ich endlich bin der schwarz’ und bin der klein’,
Und mag auch wohl einmal recht lustig sein.
Ich esse gern, ich trinke gern,
Ich esse, trinke und bedanke mich gern.
Die heil’gen drei König’ sind wohlgesinnt,
Sie suchen die Mutter und das Kind;
Der Joseph fromm sitzt auch dabei,
Der Ochs und Esel liegen auf der Streu.
Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,
Dem Weihrauch sind die Damen hold;
Und haben wir Wein von gutem Gewächs,
So trinken wir drei so gut als ihrer sechs.
Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun,
Aber keine Ochsen und Esel schaun;
So sind wir nicht am rechten Ort
Und ziehen unseres Weges weiter fort.
Johann Wolfgang von Goethe
1749-1832