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Von in Liebe 27.05.2016 um 12:53 Uhr | melden
Freitag
Die Waldbucht
Träumerisch in deinen Frieden
Tret ich, stille Waldbucht, ein.
Deine grünen Schatten bieten
Süße Labe, holder Hain;
Für zwei trunkne Herzen Labe,
Die in schönster Wechselgabe
Sich vertauschten: "dein und mein!"
Welch ein bösverhaltnes Stürmen
Regt sich draußen in der Welt!
Schwarze Wetterwolken thürmen
Drohend sich am Himmelszelt.
Schon beginnt der Kampf zu rasen,
Und er hat auf allen Straßen
Seine Schaaren ausgestellt.
Aber hier in diesem Hafen,
Dicht umhegt von Waldesnacht,
Heitre Friedensgenien schlafen. —
Doch der schönste ist erwacht
Von der Küsse leisem Rauschen,
Die zwei seelge Herzen tauschen,
Sanft besiegt von seiner Macht.
Mag die Welt im Kampf erglühen
Um der Freiheit lockend Ziel:
Hohe Liebeswonnen blühen
Noch in diesem Waldasyl.
Noch entzückt im Tannendüster
Zärtlich liebendes Geflüster
Und der Küsse loses Spiel.
In der Sonne erstem Strahle
Funkelt noch der Morgenthau,
Lächelt über diesem Thale
Noch ein Streifchen Himmel blau;
Und an deiner Brust erglimmen
In der meinen Himmelsstimmen,
Heißgeliebte holde Frau!
Ja noch in des Dichters Munde
Werden süße Lieder laut,
Die die gotterfüllte Stunde
Seiner Seele anvertraut.
Noch in Herzen ziehn die Lieder
Labend, wie auf Blumen nieder
Nächtlich Naß vom Himmel thaut,
Mögen sich die Kämpfer rüsten;
Nimmer meidet der den Streit,
Den hier an des Lebens Brüsten
Heilger Liebe Kraft gefeit.
Draußen will auch ich mich rüsten;
Deine Lippen die mich küßten,
Haben mich zum Kampf geweiht.
Aber hier im stillen Grunde
Gilt der Liebe Recht allein,
Zittert nur von deinem Munde
Süß befangen: "ewig dein!"
Sieht nur Wonnethränen tropfen,
Hört nur selge Herzen klopfen
Der verschwiegne Buchenhain.
Komm, der Liebe Frucht zu pflücken
In der Waldbucht grünem Haus!
Ueberlaß dich dem Entzücken,
Wie dem Strahl die Perle Thaus!
Küsse mich! schon nach Minuten
Schwinden Thau und Farbengluten,
Und das schöne Spiel ist aus.
Wonnen gieb dem kühnen Fodern,
Das dir selber Wonnen beut!
Wehre nicht der Flamme Lodern:
Laß ne mächtig lodern heut!
Morgen rast in unsern Schiffen
Schon der Sturm, der sie ergriffen
Und nach West und Süd gestreut.
Ludwig Storch
Ich vermisse dich unendlich.