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in Liebe
Von in Liebe 24.04.2016 um 21:59 Uhr | melden
Vereint
Wie war es doch? Wir gingen einst zusammen,
Die Sonne tauchte eben sich ins Meer,
Sich selbst versenkend in die eig’nen Flammen,
Stumm, voll Gedanken, schritten wir einher.
Es stand der Wald in schönsten Herbstes Prangen,
Der Bäume Wipfel wiegten rauschend sich,
Und abendlich verschwommenes, dumpfes Bangen
Auf Wald und Flur sich sanft herniederschlich.
Und bange lag es auch mir im Gemüte,
Es glomm mein Herz, ein irre flackernd Licht,
Und der ich sonst von Frühlingssehnen glühte, -
Den Frühling mir zur Seite sah ich nicht.
Ich sah dich nicht, mit halbem Ohre hörte
Ich deiner süßen Stimme Liebeston,
Und der von falschem Stolz und Wahn Betörte
War dir zu bald, doch nicht sich selbst entflohn.
Doch nicht mir selbst, — Auf allen meinen Wegen
Schien mir dein Bild in holdverklärtem Licht,
Kommt Liebe gleich der Liebe nicht entgegen,
So schweigt sie still, wenn ihr das Herz auch bricht.
Und also zog es mich in deine Nähe,
Bis Frühlingsluft das Herz von Neuem schwoll,
Bis der Verstand, der Liebe Weiser Späher,
Die Saat fand reif, das Maß der Liebe voll. - -
Wie ist mir denn? Gleichwie aus langem Traume
Fühl’ ich verjüngt mich eben aufgewacht, -
Wir wandeln still in jenes Waldes Raume,
Doch winkt der Morgen, und es flieht die Nacht;
Die Sonne bricht mit gold’nem Morgenhauche
Durch hoher Buchen grünen Dom herein.
Die Erde küsst sie nach gewohntem Brauche,
Sie küsst auch uns mit ihrem ros’gen Schein.
Und wie wir aus des Waldes Saume treten,
Da steigt die Sonne golden aus dem Meer,
Der Nebel fällt mit ängstlichem Erröten,
Es flicht der nächt’gen Wolken dunkles Heer,
Und süßer Liebe zauberisches Hoffen
Strömt himmelwärts, des Zweifels Schleier fällt, —
Und dem verzückten Auge lieget offen
Der Zukunft Himmel: unser ist die Welt.
Hugo Lissauer
Hab dich lieb.
