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Von in Liebe 12.04.2016 um 12:29 Uhr | melden
Der Ungeliebte
Eingegraben in seinen Kummer
Dem kranken Tier gleich im Höhlengrund,
Das Herz voll Angst, die Augen ohne Schlummer,
Zählt der Ungeliebte die Zeit, Stund um Stund.
Der Tage sieben vergehen, Bettler mit unnützen Händen,
Der Nächte sieben, schwarz wie ein Krähenzug.
Tränen der Einsamkeit fließen von den Wänden.
Auf dem Tische säuert der Wein im Krug.
Eisblumen wachsen von seinem Hauch an den Scheiben,
Der Winter ist seines Herzens einzige Jahreszeit,
Wenn Frost die Bäume zerbricht und Schneewolken treiben,
Wenn vor dem Fenster der Schnee sich häuft wie Berge von Leid.
Der Ungeliebte späht, wie die Wolkenschatten sich ändern.
Ihn lockt es lang nicht mehr mitzuziehn,
Die Sonne friert über allen Meeren und Ländern.
Nirgendwo grünt die gute Heimat für ihn.
Er sucht im Herzen den Tau einst trostreicher Wiesen.
Verschollen weht ein Duften vorbei.
Die Mutter liebte nicht Rosen, sie liebte diesen
Hauch von Salbei.
Kein Heimweh brennt seine Brust, kein Stern versengt seine Schläfe.
Verlangen zerfleischt ihn, der reißende Bär,
Ach, dass ihn einmal ein Menschenaug träfe!
Ach, dass ein Augenstern über ihm wär!
Der Aschenregen schwarzer Verzweiflung verdunkelt das Zimmer,
Der Ungeliebte stürzt in die Knie und fleht,
Er fleht um ein Lächeln, den einzigen gnädigen Schimmer
Des Menschengesichts, das ewig durch seine Träume weht.
Er weiß, das Leben währt lang, und endlos das Alter,
Und Trübsal nährt gut den Docht des schwankenden Lebenslichts.
Wann dämmert endlich der Tag, an dem der einsame Falter
Der Seele entflattert ins Nichts?
Camill Hoffmann
1879-1944