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Von in Liebe 10.02.2016 um 19:52 Uhr | melden
Traumgewalten
Der Traum war so wild, der Traum war so schaurig
So tief erschütternd, unendlich traurig.
Ich möchte gerne mir sagen:
Dass ich ja fest geschlafen hab’,
Dass ich ja nicht geträumt hab’,
Doch rinnen mir noch die Tränen herab,
Ich höre mein Herz noch schlagen.
Ich bin erwacht in banger Ermattung,
Ich finde mein Tuch durchnässt am Kissen,
Wie man’s heimbringt von einer Bestattung;
Hab ich’s im Traume hervorgerissen
Und mir getrocknet das Gesicht?
Ich weiß es nicht.
Doch waren sie da, die schlimmen Gäste,
Sie waren da zum nächtlichen Feste.
Ich schlief, mein Haus war preisgegeben,
Sie führten darin ein wüstes Leben.
Nun sind sie fort, die wilden Naturen;
In diesen Tränen find’ ich die Spuren,
Wie sie mir alles zusammengerüttet,
Und über den Tisch den Wein geschüttet.
Nikolaus Lenau
1802-1850