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Von Stephanie Merz 22.12.2017 um 15:17 Uhr | melden
Liebe Mama,
der amerikanische Schriftsteller Thornton Wilder hat einmal gesagt:
Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten;
als Brücke dazwischen ist unsere Liebe.
Über das Land der Lebenden - gemeinsam mit Dir - habe ich viele schöne Erinnerungen und Eindrücke und durfte so oft Deine Liebe erfahren.
Du hast mir das Leben geschenkt, hast mir immer zur Seite gestanden, mitgelitten. Ich war die wichtigste Person in Deinem Leben und Du warst die wichtigste Person in meinem Leben. Wir waren nicht nur Mutter und Tochter, sondern auch Freundinnen, hatten eine enge Bindung, trotz meines nunmehr eigenständigen Lebens. Du hast mir immer zur Seite gestanden; hast 40 Jahre und damit mehr als die Hälfte Deines Lebens mit und für mich verbracht.
Für all dies danke ich Dir so sehr.
Jeder der von Deinem Tod erfuhr war sehr bestürzt - und wie oft habe ich gehört: „Sie war so eine liebenswerte und offenherzige Frau“ - Du warst für viele ein kleiner Sonnenschein. Eine bewundernswerte Frau, die jeder in sein Herz geschlossen hat.
Beinahe genauso oft habe ich gehört, dass Du so stolz auf mich warst.
Völlig unerwartet bist du von uns gegangen.
Du musstest viel zu früh gehen. Dein Körper wurde all die Jahre langsam schwach.
Geblieben ist mir nur die Erinnerung.
Der Schock sitzt noch sehr tief. Es tut so unendlich weh und Du fehlst mir so sehr.
Meine Tränen sind Tränen der Trauer - aber auch der Dankbarkeit, dass ich als Deine Tochter geboren werden durfte. Darauf Mama, und auf Dich, bin ich sehr stolz. Ich bin so unendlich dankbar, dass ich so eine Mama wie Dich hatte. Wenn jeder Mensch so eine Mama hätte, dann würde es keinen Krieg und keine Auseinandersetzungen mehr auf der Welt geben.
Du Mama, hast Dich immer für andere zurückgestellt. Du hast Dich immer ein Stück über das Glück der anderen definiert. Du hast so viel Güte, Herzenswärme und Kraft ausgestrahlt und warst anderen gegenüber so großherzig. Ich hoffe nur, dass Du dabei nicht selbst zu oft auf der Strecke geblieben bist. Denn manchmal musste man Dich beinahe dazu überreden damit auch Du mal einfach an Dich dachtest.
Du gingst, ohne dass ich mich verabschieden konnte. Hinterlässt eine unendliche Leere die niemand füllen kann. Ich steh nun an Deinem Sarg doch ich kann nicht glauben und begreifen, dass Du darin liegst.
Über das Land der Toten kann ich nichts sagen. Dahin bist Du nun unterwegs - oder schon dort. Ich weiß nicht, wie es dort ist und was Dich dort erwartet. Ich kann Dir nur hilflos hinterherblicken und Dir meine guten Wünsche mit für Deinen Weg, den Du nun gehst, in das Land das Dich erwartet, mitgeben und hoffen, dass Deine Wünsche sich dort erfüllen werden.
Die Brücke, die uns vor meiner Geburt verband, war die Nabelschnur. Wir wurden durch das Durchschneiden der Nabelschnur getrennt - und waren doch nun über 40 Jahre miteinander verbunden. Und ganz plötzlich, ohne jede Vorahnung, wurden wir am 15.Dezember wieder getrennt. Manchmal ersticke ich an dem Schmerz und der Trauer. Niemand, so scheint es, kann diesen Schmerz mildern, denn niemand wird dich je ersetzen können.
Auch wenn Du ein großer Teil von mir bist - und ich ein Teil von Dir - seien es die Blutgruppe, die Gene, unsere Füße, die Haare, die Haut oder auch die Wertvorstellungen, die ich durch Dich lernen durfte…. Nun sind wir wieder getrennt. Die Brücke, die uns hoffentlich künftig verbindet, soll stark sein und lange halten - vielleicht sogar - für die Ewigkeit.
Ich bete zu Gott, dass diese Brücke gebaut aus Steinen der Liebe, befestigt mit meinen Tränen, verfugt mit den Erinnerungen und guten Gedanken so stark ist, dass durch diese Verbindung die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten überwunden werden kann.
Ich hoffe, der Schmerz wird irgendwann verblassen - irgendwann werde ich begreifen, dass Du für mich niemals sterben kannst, weil du in meinem Herzen ewig lebst.
Nun bleibt mir nur Dir zu sagen „Danke für alles - und - Auf Wiedersehen Mama bis dann“,
- bis auch ich - irgendwann über diese Brücke gehen werde.
Ich liebe Dich Mama…