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Von Angelika mit Ronny 04.10.2016 um 19:19 Uhr | melden
"Die Trauer ist ein unerwarterter Gast"
Eines schönen Tages klopft sie an Deine Tür und fragt nicht erst,
ob sie hereinkommen darf, sondern sie setzt sich mitten in Dein
Wohnzimmer und macht es sich bequem und gemütlich. Am
Anfang denkt man sich *nun gut, irgendwo muss sie ja sein* und
bleibt gastfreundlich.
Dann kommt der Punkt, wo man sich denkt *nun könnte sie aber mal
langsam wieder gehen* und versucht, mit allerlei diplomatischen und
weniger diplomatischen Mitteln, sie dazu zu bringen, aufzustehen und
sich zu verabschieden, weil man gern mal wieder für sich sein möchte.
Aber nein, sie hockt da, stumm und unversöhnlich und bewegt sich kein bisschen vom Fleck.
Du versuchst sie raus zu zerren, raus zu ekeln - aber sie sitzt da einfach.
Jeden Tag versuchst Du es wieder, doch wie ein Sack nasser Zement thront sie auf Deinem Sofa und
schaut Dir die ganze Zeit über die Schulter. Du fühlst Dich beobachtet und unwohl - aber sie sitzt da
einfach und schweigt, und wartet.
Und Du weißt nicht mal worauf, geschweige denn wie lang. Und noch ein Tag und noch ein Versuch,
sie zum Gehen zu bewegen. Herrgott, in unserer modernen Welt muss es doch möglich sein, der
Lage Herr zu werden!
Aber nein, dieses Ding hockt da wie eine Spinne im Netz und wartet. Ok, raus will sie nicht. In Deinem
Wohnzimmer ist zu wenig Platz. Also fängst Du an, Dich an sie zu gewöhnen. Stellst den Tisch ein
bisschen weiter da und den Stuhl ein bisschen weiter dort - und nun sitzt sie zwar noch immer da,
aber nicht mehr in der Mitte.
AHA! - denkst Du Dir! Ich kann sie nicht zum Gehen bewegen - aber ich kann mich um sie herum
bewegen. Ein bisschen Möbel umstellen, ein bisschen Perspektive wechseln und schon sieht sie nicht
mehr so bedrohlich aus.
Tatsächlich kannst Du sogar um sie herumgehen und sie von hinten anschauen - unspektakulär..
Weitere Tage vergehen und sie setzt schon langsam ein bisschen Staub an, bis sie sich plötzlich
wieder mal schüttelt, eine Trauer-Staubwolke aufsteigt und Dich einhüllt. Du stellst den Tisch noch ein
bisschen mehr dort und den Stuhl noch ein bisschen mehr da, und auf einmal ist sie nur noch der
Rand Deines Wohnzimmers und nicht mehr das Zentrum.
Aber sie sitzt noch immer da. Manchmal wirft sie Dir einen vorwurfsvollen Blick zu und Du fühlst dich
versucht, sie wieder in die Mitte auszurichten. Manchmal schüttelt sie sich und hüllt Dich in eine
Staubwolke. Aber irgendwann ist sie so eins geworden mit Deinem Wohnzimmer, dass Du sie nicht
mal mehr siehst, außer wenn sie sich grad schüttelt. Und das wird sie immer wieder tun.
Doch so hast Du aus der Not eine Tugend gemacht und dank dem ungebetenen Gast, der nicht mehr
gehen wollte, eine ganz neue Perspektive in Dein Leben gebracht.
Und würde man nun die Trauer aus deinem Wohnzimmer entfernen -
so würde ein häßlicher kahler Fleck bleiben.
(Verfasser unbekannt)
liebe Simone,
wir wurden nicht gefragt, ob wir mit dieser Trauer leben müssen,
aber leider ist es nicht mehr zu ändern
in Gedanken umarme ich dich tröstend und wünsche dir noch einen schönen Abend.................♥♥♥