Benjamin
Reinecke

Von Sonja mit Yeliz im Herzen 04.11.2013 um 09:31 Uhr | melden

In des Waldes heil´gem Schweigen
Werd´ ich mein Kind sehn,
In den Knospen, an den Zweigen
Werd´ ich mein Kind sehn.
In saphirnen Wiegen schaukelt
Mutter Luft ihr Frühlingskind;
In den Knospen, an den Zweigen
werd´ ich mein Kind sehn.
In den Blumen, in der Sonne
Wenden Kinderaugen zu
Und im Wind sich kindisch neigen,
werd´ ich mein Kind sehn.
Wo durchs grüne Laubesgitter
Golden bricht der Sonnenstrahl,
In der Sonnenstäubchen Reigen
werd´ ich mein Kind sehn.
Wo im Nest sich Tauben schmiegen,
Fische schlüpfen hin im Bach,
Schmetterling´ aus Blumen stiegen,
werd´ ich mein Kind sehn.
Schlank vor mir emporgewachsen
Als Zypress´ und Pinie,
Mit Gebärden fremd und eigen
Werd´ ich mein kind sehn.
An der Stelle meines Bildes,
das im Spiegel von Kristall
Mir der Bach allein will zeigen,
werd´ ich mein Kind sehn.
Wenn ich meine Augen schließe,
kann ich fühlen sie sind nah;
In des Herzens heil´gem Schweigen
Werd´ ich mein Kind sehn.
Friedrich Rückert