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Von Horst Militzke 04.10.2022 um 16:16 Uhr | melden
Liebes Schnubbelchen,
nichts ist mehr so, wie es einmal war. Es tut mir weh, Deine Hände nicht mehr halten zu können, Deine Wünsche nicht mehr erfüllen zu dürfen, Deine Stimme nicht mehr zu hören, Dich nicht mehr umarmen zu können. Und doch spür ich jeden Tag Deine Nähe.
Oft wache ich morgens auf (wenn ich nachts überhaupt mal schlafen kann) und weiß, der anstehende Tag wird kein guter Tag. Das Vermissen, Alleinsein und Trauer sind ganz stark und ich möchte dann den Tag am liebsten überspringen. So ging es mir heute wieder. Aus dem Vermissen wurde dann so etwas wie Wut. Ich war wütend, dass Du, liebes Schnubbelchen, gehen musstest, dass ausgerechnet Du krank geworden bist, dass das Leben so ungerecht ist usw. Und dieses Gefühl der Wut steigerte sich im Tagesverlauf. Ich ging raus ins Dorf, aber überall, an jeder Stelle, jedem Ort oder Weg sind die Erinnerungen an die dort erlebte gemeinsame Zeit. Als ich nach Hause kam, wollte ich eigentlich aufs Sofa und mir ein wenig selbst leidtun. Das war der Plan für meinen heutigen Abend. Doch meine Tränen flossen in Strömen und ich kam lange Zeit nicht zur Ruhe. Nun sitze ich wieder hier und schreibe, wie ich es schon so oft getan habe, schreibe Dir, um meine Gedanken wieder zu ordnen. Und ich schreibe abends, nachts oder wenn ich an Dich denke, diese Zeilen an Dich weiter, in der Hoffnung, dass sie Dich irgendwie erreichen. Denn ich glaube daran, dass alles, was zusammengehört, irgendwann zusammenkommt, egal wie lange es dauert. Sehr oft kommen mir (oder habe ich) die schönen Erinnerungen mit Dir, die mir dann ganz leise über die Wangen kullern. Du warst und bist meine große Liebe, meine Seelenverwandte, hast mich immer unterstützt, warst immer für mich da, hast mich getröstet, nie im Stich gelassen und ich vermisse Dich so sehr. Du hast mein Leben lebenswert gemacht. Tag und Nacht warst Du bei mir. Was nun? Wie geht es weiter? Ich weiß es nicht… Ich realisiere es immer noch nicht, Du, meine geliebte Annegret, mein geliebter Schatz, mein Engel, bist nicht mehr da. In diesem Leben kann ich Dich nicht mehr hören, nicht mehr sehen. Und dann diese Einsamkeit. Ich zähle die einsamen Tage. Vor 320 Tagen bist Du, mein Engel, für immer eingeschlafen. Bianca und ich blieben bei Dir, ja bis zum letzten Atemzug und bis zum letzten Herzschlag. Wir hielten Deine Hände, haben Dich gestreichelt und ich habe Dir immer wieder gesagt, es ist ok, Du kannst gehen, Du kannst und darfst loslassen, ich bin bei Dir. Du hast geschlafen, bekamst auch Medikamente, damit Du schmerzfrei warst. Ich hoffe, nein, ich glaube fest daran, dass Du mitbekommen hast, dass wir bei Dir waren, als Du Dein Leben und meine Hand loslassen musstest. Das Krankenhauspersonal hat mich die Wochen vor Deiner Entlassung den ganzen Tag bei Dir gelassen, wir konnten uns noch etwas unterhalten, habe Dich gewaschen und gepflegt, zu den Mahlzeiten gefüttert und es war friedlich und familiär, obwohl es auf der Intensivstation war. Ich wusste es schon Tage vorher, wusste, dass Deine Kraft zu Ende geht, wusste, dass die Medizin an ihre Grenzen stößt, habe aber bis zuletzt gehofft. So oft hattest Du Dich von der Intensivstation zurück gekämpft und ich war so verwöhnt von Deiner Stärke. Ich glaube, dass Du so lange hier auf Erden geblieben bist, weil Du nachhause kommen wolltest. Du wolltest nicht im Krankenhaus sterben. Das hast Du geschafft. Leider nur für einen Tag und eine Nacht. Du bist meine und ich war Deine große Liebe. Es tut so unglaublich weh, ich habe manchmal die Bilder des letzten Tages und der letzten Stunden vor mir und möchte schreien. Du hast gekämpft, Du warst Dir, glaube ich, nicht sicher, ob Du gehen oder bleiben solltest. Ich glaube, Du wolltest in unserem Zuhause und nicht im Krankenhaus noch viel Zeit bei mir bleiben, bis Du endgültig losgelassen hättest. Ich leide sehr, wir waren über 50 Jahre zusammen, blicke auf ein unglaublich schönes und erfülltes Leben mit Dir zurück und ich weiß, dass nichts meinen Schmerz lindern kann. Du warst so voller Liebe, voller Freude, voller Mitgefühl, voller Hoffnung, voller Humor. Du warst so lebendig, so sehr! Du lebst in meinen Gedanken, in meinem Herzen und in meiner Liebe weiter. Ja, Du lebst in meinem Gedanken. Es gibt keinen Augenblick, in dem ich nicht an Dich denke. Jedes Klopfen meines Herzens ist verbunden mit Dir. Meine Liebe ist eine Brücke von hier zu Dir, für immer. Ich spüre, wie lebendig Du bist, so lebendig hier und jetzt. Du bist mitten im Leben vom Tod zum Leben hindurchgedrungen und bleibst lebendig durch mich, durch meine Erinnerungen, meiner Liebe und meinen Tränen. Jetzt verstehe ich den Satz: „Leben wird, wer mitten im Leben das Leben findet. Er kann nicht sterben, denn er hat durch sein Leben den Tod besiegt." Du hast den Tod besiegt, schon mitten im Leben hast Du den Schlüssel zum ewigen Leben gefunden. So sehe ich es heute. Ja, Schnubbelchen, wenn meiner Seele die Worte fehlen, schickt sie Tränen, und das ist sehr oft der Fall. Ich liebe Dich, denke immer an Dich und kann nichts dafür, dass sich mein Herz nach Dir sehnt. Spürst Du es schlagen, wo Du jetzt bist? Es schlägt für Dich. Hörst Du es sagen „ich liebe Dich“?
Hört der Schmerz irgendwann auf? Darf er überhaupt aufhören? Ich weiß, die Trauer geht ihren eigenen Weg und ich kann nichts erzwingen. Vertraue mich ihr an und ich hoffe, sie wird mir neuen Atem und neue Hoffnung schenken, zu ihrer Zeit. Weiterhin hoffe ich, dass den Zeiten des Schmerzes doch wieder eine Zeit des Aufatmens folgt und dass meine Seele heilt und auch wieder neue Kraft schöpfen kann. Ich bitte Dich, wenn Du kannst, hilf Du mir bitte, denn ich weiß, dass Du nicht gewollt hättest, mich hier todunglücklich, einsam und verlassen zu sehen. Alleine schaffe ich das nicht. Ich schicke Dir unendlich viele Küsse.
In nie endender Liebe
Dein Geuner