Angelika Meier

Angelika
Meier

11.10.1988
 
-
10.01.2013
 

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ZurückAus dem Kondolenzbuch: Die letzten Augenblicke

von Mama am 09.10.2014 - 19:15 Uhr | melden

Neulich hörte ich zufällig eine Mutter und ihre Tochter in ihren letzten Augenblicken zusammen auf dem Flughafen miteinander sprechen. Der Abflug war schon angekündigt. Nahe bei der Sicherheitstor umarmten sie sich, und die Mutter sagte: „Ich liebe dich und wünsche dir genug.“

Die Tochter erwiderte, „Mama, unser Leben zusammen war mehr als genug. Deine Liebe ist alles, was ich je brauchte. Ich wünsch dir auch genug, Mama.“

Sie küssten sich, und die Tochter ging davon. Die Mutter lief hinüber zum Fenster, an dem ich saß. Wo sie dort stand, konnte ich sehen, wie sie weinen wollte und es nötig hatte. Ich wollte nicht in ihre private Sphäre treten, doch sie lud mich dazu ein, indem sie mich fragte: „Sagten Sie je jemandem Auf Wiedersehen, von dem Sie wussten, dass Sie ihn nie wiedersehen würden?“

„Ja, das habe ich“, erwiderte ich. „Entschuldigen Sie meine Frage, aber warum ist dies das letzte Auf Wiedersehen?“

„Ich bin alt, und sie lebt so weit weg. Ich habe einiges an Schwierigem vor mir, und die Realität ist, die nächste Anreise wird zu meinem Begräbnis sein“, sagte sie.

„Als Sie sich Auf Wiedersehen sagten, hörte ich Sie sagen: ‚Ich wünsche dir genug’. Darf ich fragen, was das bedeutet?“

Sie begann zu lächeln. „Das ist ein Wunsch, der seit Generationen in unserer Familie überkommen ist. Im allgemeinen sagten ihn meine Eltern zu jedem.“

Sie machte ein wenig Pause und schaute dabei so aus, als würde sie sich im Detail erinnern, und sie lächelte gar noch mehr.

„Als wir sagten ‚Ich wünsche dir genug’, wünschten wir dem Gegenüber, dass dessen Leben von genügend schönen, sich selbst erhaltenden Dingen erfüllt sei.“

Dann wandte sie sich mir zu, und teilte das Folgende mit mir in einer Weise, als würde sie es aus ihrem Gedächtnis heraus aufsagen –


Ich wünsche dir genug Sonne, um deine Haltung prächtig zu bewahren.
Ich wünsche dir genug Regen, damit du die Sonne mehr schätzen kannst.
Ich wünsche dir genug Glück, damit dein Geist lebendig bleibt.
Ich wünsche dir genug Ertrag, damit du deine Wünsche erfüllen kannst.
Ich wünsche dir genug Verluste, damit du all deine Besitztümer schätzen kannst.
Ich wünsche dir genug Hallo’s, damit du durch das letzte Auf Wiedersehen hindurchkommst.

Dann fing sie an zu weinen und ging fort.

Mama
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