Mit einem Geschenk hinterlassen Sie Ihr persönliches Zeichen in Gedenken an Angelika Meier. Veredeln Sie jetzt für 2,99 Euro diese Gedenkseite durch ein Geschenk in Ihrem Namen.
Von Helma Dannehl 04.01.2017 um 22:09 Uhr | melden
Der Ewig Kleine Prinz denkt mit einer trauernden Frau über das Leben und Sterben nach.
Da saß er plötzlich neben ihr, wie aus dem Nichts gekommen, der Ewig Kleine Prinz - neben der Frau auf der Bank im Park.
Plötzlich war er da. Doch sie erschrak nicht. So sehr war sie versunken in ihre Trauer.
"Manchmal ist das Leben gnadenlos", sagte der kleine Prinz. Er sah die Tränen über Ihre Wangen laufen.
"Ich habe einen Freund verloren", sagte sie. "Er ist für immer von mir gegangen."
Verloren, dachte er, kann man einen Menschen verlieren und kann man ihn nicht wiederfinden? Und wenn er gegangen ist, wohin, und warum kann er nicht wiederkommen?
Er merkte wie wenig er über diese Welt und die Menschen weiß und wie tief erschüttert die Frau war. Er schwieg.
Sie weinte.
"Er ist gestorben", erklärte sie nach einer Weile, als ob sie seine Unkenntnis über das Leben und das Sterben spürte. "Er ist tot, er lebt nicht mehr."
"Ja", sagte der Prinz, "das versteh ich sehr gut. Ich sehe hier in eurer Welt so viele Menschen in denen kein Leben ist - kein Mitgefühl, keine Freude, keine Liebe, keine Hoffnung. Es ist sehr traurig. Wenn ein guter Freund das Leben nicht findet."
"Oh doch", sagte sie, "Oh ja, das Leben hat er er gefunden. Er war so voller Liebe, voller Freude, voller Mitgefühl, voller Hoffnung. Er war so lebendig, so sehr!"
"Hm", sagte der Ewig Kleine Prinz", ich las in einem eurer alten Weisheitsbücher:
"Wer das Leben findet mitten im Leben, kann nicht sterben und ob er gleich stürbe, denn er ist längst vom Tod zum Leben hindurchgedrungen."
Sie weinte still. Er schwieg.
"Ich glaube es", sagte der Prinz nach einer Weile. "Ich glaube es, dass wer wirklich das Leben gefunden hat, dass er mitten im Leben, schon den Schritt vom Tod zum Leben getan hat."
Es war still geworden im Park.
"Vielleicht lebt er in deinen Gedanken", sagte er.
Es war so still.
"In deinem Herzen."
So still, er höre er ihr Herz klopfen
"In deiner Liebe."
Es war, als ob das Universum den Atem anhielt.
So still.
"Ja, sehr", sagte sie leise. "Sehr! Es gibt keinen Augenblick, in dem ich nicht an ihn denke. Jedes Klopfen meines Herzens ist verbunden mit ihm. Meine Liebe ist eine Brücke von hier zu ihm, für immer."
"Ich lerne immer wieder dazu", sagte der Prinz. "Er hat das Leben längst gefunden und bleibt so lebendig durch dich, durch deine Erinnerungen, deine Sehnsucht."
Er wischte mit seiner kleinen Hand über ihre Tränen. In einer Weise, als hätte er noch nie eine Träne berührt.
"Durch deine Tränen", flüsterte er.
"Durch meine Liebe", ergänzte sie.
Es war still, so still
"Jetzt verstehe ich", dachte er. "Jetzt verstehe ich es ganz: Leben wird, wer mitten im Leben das Leben findet. Er kann nicht sterben denn er hat den Tod besiegt, mitten im Leben."
"Er hat den Tod besiegt", sagte sie, "schon mitten im Leben hat er den Tod besiegt."
Mit großen Augen schaute sie ihn an!
"Du bist anders", sagte sie.
"Ja", sagte er, "Ich lerne immer noch dazu."
In Gedanken umarmte sie ihn.
Er verschwand so schnell und wundersam, wie er gekommen war.
"Ja", sagte sie.