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Adieu
Von Henning Rasche 03.04.2020 um 17:44 Uhr | melden
Es gibt Menschen, die man nur an Vor- und Nachnamen erkennt wie Luca Toni. Es gibt Menschen, die man nur an der Berufsbezeichnung erkennt wie Bahnchef Lutz. Und es gibt Menschen, deren Nachname ausreicht wie Thiemann, also T-Man.
Du, T-Man, bist gestorben, und das kann ich nicht fassen.
Elf Jahre ist es her, dass ich in deinem Chemie-LK Abitur gemacht habe. Du warst der Lehrer, bei dem alle die Hausaufgaben hatten. Aber nicht, weil du gefürchtet, sondern weil du so beliebst warst. Es wäre eine persönliche Enttäuschung gewesen. Du warst der Lehrer, in dessen Abzug uns Bromchlorid explodiert ist. Du warst der Lehrer, der mit seinem abgebrochenen Zeigestock herumgewedelt hat. Du warst der Lehrer, der uns zigmal "Gorilla im Nebel" gezeigt hat, und ich frage mich noch immer, warum. Du warst der Lehrer, der uns zum Länderspiel nach Mönchengladbach mitgenommen hat. Du warst der Lehrer, der Knoblauchbutter mit mindestens zwölf Zehen pro Päckchen Butter zubereitet hat - viel hilft viel. Du warst der Lehrer, mit dem wir unfassbar viel gelacht haben. Du warst ein verdammt guter Lehrer.
Du warst aber mehr als das. Du warst Berater, Förderer, Freund. In meiner Abi-Rede habe ich in jugendlicher Provokation glaube ich gesagt, du bist mit Mica zusammen als Lehrer am meisten Mensch geblieben. Ihr habt mich geprägt, wie vielleicht sonst nur meine Familie. Ich empfinde vor allem Dankbarkeit, wenn ich nun gezwungenermaßen an diese Zeit denke. Deine Ratschläge in der Not, lieber T-Man, deine Offenheit, werde ich dir nicht vergessen. Du weißt, was ich meine.
Ich war mir sehr sicher, dass wir noch das eine oder andere Bier miteinander trinken würden. Und ich war mir sicher, dass es super werden würde. Ich habe mich geirrt. Nun weiß ich auch, warum wir 2019 ruhig zehn Jahre Abitur hätten feiern sollen. Feiern müssen. Aber wir dachten wohl, es ist noch genug Zeit. Nun ist keine Zeit mehr.
Was bleibt, ist die Erinnerung an einen wunderbaren Menschen, an dich, lieber T-Man. Adieu.
